
photopixel/Shutterstock.com
Die Jahrtausende alte Geschichte von Chia
Chia ist bei uns erst seit ein paar Jahren so wirklich bekannt. Dennoch ist Chia ein Naturprodukt mit Jahrtausende alter Geschichte. Bereits ab ca. 3000 Jahre vor Christus stellte die Pflanze gar ein Grundnahrungsmittel für viele Menschen in Süd- und Mittelamerika dar. Die dort angesiedelten Völker wie die Mayas, Inkas und Azteken konsumierten Chia Samen meist täglich, denn sie wussten bereits von seinen aussergewöhnlichen Eigenschaften. Damals wie heute: Die kleinen Samen haben so eine hohe Nährstoffdichte, dass bereits wenige Gramm am Tag eine heilende sowie kräftigende Wirkung mit sich bringen und damit die Gesundheit und das eigene Wohlbefinden massiv unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
Superfood der Tarahumara Indianer
In Mexiko gab und gibt es einen Indianerstamm mit dem Namen „Tarahumara“ oder kurz ausgesprochen auch manchmal als „Tarahuma“ bekannt. Ihr Stammesgebiet liegt im Norden Mexikos nahe der Stadt Chihuahua und umfasst eine Größe von um die 50.000 Quadratkilometer. Die Tarahumara sind seit langer Zeit für ihre außerordentlichen Langstreckenläufe bekannt. So legen die Tarahumara Indianer Strecken von mehr als 300 Kilometer am Tag zurück, ausgestattet mit lediglich einfachen Sandalen und innerhalb unwegsamen Gelände. Es gab bereits Berichte, dass einzelne Läufer Strecken von um die 500 Kilometer am Stück zurücklegten. Strecken zwischen 100 und 200 Kilometer hingegen waren und sind für die Tarahumara bereits ganz normal. Während ihrer langen Läufe konsumierten sie zu früheren Zeiten meist nur ausschließlich Chia Samen. Die Männer der Tarahumara Indianer bezeichnen sich traditionell auch als Rarámuri. Übersetzt bedeutet dies soviel wie, jene, die schnell laufen.
Wer denkt, dass die Indianer nur zu Urzeiten aufgrund fehlender anderer Möglichkeiten solche Distanzen hinter sich gebracht haben, der irrt. Auch heute laufen die Tarahumara schnell einmal Distanzen von mehr als 100 Kilometer. Es gibt sogar Wettkämpfe, in denen über 24 Stunden hinweg durchgängig gelaufen wird.
Chia fresca oder Iskiate – das Getränk der Dauerläufer
Die sogenannte Iskiate ist das offizielle Getränk der Tarahumara Indianer. Ein ebenso geläufiger Name für das Getränk ist Chia Fresca. Hierbei handelt es sich im Grunde nichts anderes als in Wasser gelöste Chia Samen mit einem Spritz Zitrone. Man sagt, dass die Tarahumara das Getränk vor und während der Läufe getrunken und damit ihren vollen Energiehaushalt haben decken können. Die Iskiate vereint zwei Vorteile miteinander. Zum einen bringt sie alle Vorzüge der Chia Samen mit sich und zum anderen versorgt sie den Körper mit ausreichend Flüssigkeit. Da die Chia Samen enorm viel Wasser binden können, geben sie es nach Aufnahme auch dem Körper nur langsam wieder ab.
Man kann mit, in Wasser gelösten Chia Samen, den Körper kontinuierlich mit Flüssigkeit versorgen und so effektiv einer Dehydrierung vorbeugen. Ebenso verhelfen die Chia Samen, dass die für das Laufen benötigte Energie gleichmässig vom Körper bereitgestellt wird und so dieser auch über einen langen Zeitraum hinweg von seinen Speichern zehren kann. Durch unzählige positive Erfahrungsberichte von Sportlern aus aller Welt hat sich Chia fresca heutzutage einen Namen gemacht.
Die Tarahumara sind hunderte von Kilometer am Stück gelaufen und haben dabei nur Iskiate getrunken.
Stammesgebiet und Geschichte der Tarahumara
In ihr jetziges Stammesgebiet haben sich die Tarahumara Indianer vor ca. 500 Jahren zurückgezogen. Hauptsächlicher Grund war, dass sich zu dieser Zeit die spanischen Eroberer immer mehr ausbreiteten und oftmals die Tarahumara Indianer zwangen, für sie zu arbeiten. Während die spanischen Besatzer mit Schusswaffen und Pferden das Land erobern und in den Minen Silber abbauen wollten, wollten die Tarahumara ihr bisheriges, traditionelles Leben weiterführen. Aus diesem Grunde zogen sie sich immer mehr in die bergigen Regionen rund um den höchsten Gipfel des Berges „Sierra Madre Occidental“ zurück. Dieser Berg wird heutzutage aufgrund der Besiedlung oftmals auch als „Sierra Tarahumara“ bezeichnet. Dort führten die Indianer abgeschieden ihr traditionelles Leben weiter. Aufgrund der Jahrhunderte andauernden Isolation leben auch heute noch viele Indianer dieses Stammes ein einfaches Dasein in Höhlen und auf Basis von simplen Nahrungsmitteln aus den Bergregionen wie Mais, Bohnen oder eben auch Chia Samen.
Im Jahr 1997 wurden die Chia Samen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Dies geschah durch einen aus Mexiko stammenden Mann namens Cirildo Chacarito. Er siegte bei einem 100 Meilen Lauf , innerhalb von dem auch noch 3000 Höhenmeter zu bewältigen waren. Also eine ähnliche Strecke in punkto Distanz und Profil, wie sie die Tarahumara Indianer seit Urzeiten zurücklegen. Im Ziel lief er mit einem Vorsprung von mehr als einer halben Stunde zu seinen Konkurrenten ein. Es zeigte sich, dass er vom Stamm der Tarahumara war und vor dem Wettkampf aussschliesslich Chia Samen konsumiert hatte.
Namensgebung
Das Wort „Chia“ hat seinen Ursprung in der sogenannten Nahuatl Sprache. Die Nahuatl Sprache wird auch inoffiziell als die Sprache der Azteken bezeichnet, also die der Ureinwohner Mexikos. Derzeit sprechen rund 1,5 Millionen Menschen aus Zentralmexiko die Nahuatl Sprache bzw. einen Ableger davon.
In der Sprache der Maya steht Chia für „Stärke und Kraft“.
Hinter dem bekannten und verbreiteten Ausdruck Chia steckt eigentlich die Pflanze mit dem Namen Salvia hispanica. Die Pflanze hat ihren Ursprung in Zentral- bzw. Südmexiko sowie Guatemala.
Hierbei handelt es sich um ein Gewächs aus der Gattung der Blütenpflanzen der Familie der Minze. Die Pflanze ist als ein Lippenblütengewächs einzuordnen.
„Salvia“ steht dabei für Salbei und „hispanica“ für spanisch.
Den Zusatz „spanisch“ hat die Pflanze zur damaligen Zeit der Namensgebung irrtümlich von Carl von Linné bekommen. Carl von Linné (geboren 1707 / gestorben 1778) war ein sehr bekannter, schwedischer Naturforscher. Er hatte sich viele Jahre damit beschäftigt, eine möglichst vollständige Enzyklopädie aller damals bekannten Mineralien, Pflanzen und Tiere zu schaffen. Auf ihn gehen bekannte Werke wie Species Plantarum oder Systema Naturæ zurück, die die Basis für die heutig gültige wissenschaftliche Taxonomie im Bereich der Zoologie sowie Botanik bilden. Bevor er seine ganze Kraft in den Aufbau eines allumfassenden Verzeichnisses gesteckt hatte, studierte er viele Jahre exotische Pflanzen direkt. So traf er auch auf die „Salvia hispanica“ in Spanien, die dort nach einem Import der Pflanze aus Mexiko auch angebaut wurde. Für ihn stammte das Gewächs daher irrtümlicherweise aus Spanien, obwohl es ja ursprünglich aus Mexiko kam und danach erst in Spanien kultiviert wurde.
Entdeckung von Chia
Vor wenigen Jahren noch war Chia in unserer Gesellschaft weitestgehend unbekannt, wurde weltweit in nur sehr geringen Mengen produziert und höchstens von ein paar Rohköstlern regelmässig konsumiert. Heutzutage hat sich die enorme Wirkung sowie der Nährstoffgehalt herumgesprochen und die Samen sind in aller Munde. Doch wie im oberen Absatz bereits erwähnt, haben die kleinen Samen eine ausserordentlich lange Geschichte vorzuweisen. In Mittelamerika gehörte ab ca. 3000 Jahre vor Christus Chia zu den Grundnahrungsmitteln neben Bohnen und Mais.
Superfood der Azteken
Um 2500 vor Christus erlebten die Samen einen Aufschwung durch die Azteken, die Chia in grossen Mengen anbauten und die Samen für unterschiedlichste Bedürfnisse verwendeten. Die Azteken stellten bereits Chia Gel auf Basis von Chia Samen in Wasser her, um damit ihre Jäger und Krieger zu stärken. Oftmals aßen diese den ganzen Tag nur Chia Samen und waren dadurch über den ganzen Tag hinweg gestärkt. Auch wurden Chia Samen bereits in der Medizin verwendet. So wurden die Samen bei Verletzungen auf die Wunden gelegt. Bei Problemem mit dem Verdauungstrakt (Verstopfung, Durchfall, Übelkaut, etc.) wusste man, dass Chia Samen eine regulierende Wirkung herbeiführen können. Frauen nutzen Chia Samen sogar dafür, um sich attraktiv und fruchtbar zu halten.
Chia Samen für die Götter

Jakub Kyncl/Shutterstock.com
Chia Samen hatten selbst einen Einfluss auf religiöse Geschehnisse. So enthielten Opfergaben oftmals Chia Samen. Auch wurde aus Chia Samen Öl hergestellt und dieses wiederum für Wandmalereien verwendet. Chia war also grundsätzlich sehr stark mit der Kultur verwurzelt. Als die Spanier anfingen, immer mehr Fläche der Ureinwohner zu erobern, brannten sie auch deren Chia Felder nieder, um sie damit zu schwächen und letztendlich komplett zu stürzen.
Aus diesem Grunde verschwand Chia immer mehr aus der Kultur und wurde dementsprechend auch immer weniger angebaut. Es gab allerdings einige Ureinwohner, die sich soweit in die Berge zurückzogen und dort unbehelligt weiterhin ihre Chia Pflanzen anbauen konnten. Auch wuchs in einigen Regionen Mexikos Chia einfach weiterhin wild, da die Pflanzen an sich ja eh recht robust sind. Aus diesem Grunde heraus konnte die Pflanze über die Jahrhunderte hinweg überleben, ehe sie Mitte des 20. Jahrhunderts so langsam wieder Aufschwung erhielt und im großen Stil industriell angebaut wurde.