Aminosäuren in Chia Samen
Die gesundheitliche Wirkung von Chia Samen ist auf die in ihnen enthaltende Vielzahl von wichtigen Wirkstoffen in hoher Konzentration zurückzuführen. Neben Antioxidantien, Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen zählen dazu auch Öle mit ungesättigten Fettsäuren und vor allem wichtige Aminosäuren. Aminosäuren sind die Bausteine von Proteinen. Die Samen der Mexikanischen Chia sind jedoch mit ca. 23 Prozent besonders proteinreich. Dabei setzen sich die in den Chia Samen enthaltenden Proteine außerdem größtenteils aus sehr hochwertigen Aminosäuren zusammen, die bereits in ihrer monomeren Form wichtige Funktionen im Stoffwechsel des Organismus ausüben. Beim Abbau der Proteine werden diese Aminosäuren freigesetzt und können so ihre Wirkung im Körper entfalten.
Besonders wichtige Funktionen üben die folgenden Aminosäuren aus, welche in den Proteinen der Chia Samen sehr reichhaltig vorhanden sind:
- L-Arginin
- L-Glutaminsäure
- L-Lysin
- L-Tryptophan
- L-Threonin
- L-Phenylalanin
- Leucin
- Isoleucin
- Valin
- L-Methionin
- Asparaginsäure
Diese Aminosäuren sind gerade im Speicherprotein der Samen so konzentriert, weil sie nur in dieser Zusammensetzung die solide Grundlage für das Wachstum der Pflanze bieten können. Aber auch für den Menschen haben sie eine große biologische Bedeutung.
Im Folgenden soll die Wirkungsweise dieser vorgestellten Aminosäuren im Einzelnen dargestellt werden.
L-Arginin
L-Arginin ist eine sogenannte semi-essenzielle Aminosäure, die mehrere wichtige Funktionen im Organismus ausübt. Es wird zwar im menschlichen Organismus aus anderen Aminosäuren synthetisiert. Aber in verschiedenen Situationen kann diese Biosynthese den Bedarf an L-Arginin im Körper nicht decken. Dann ist der Organismus auf eine zusätzliche Zufuhr über die Nahrung angewiesen.
L-Arginin ist zwar weit verbreitet, aber unterschiedlich verteilt in der Nahrung. Besonders reich an dieser Aminosäure sind Keimlinge und Samen. Auch die Proteine der Chia Samen enthalten viel L-Arginin.
L-Arginin stellt eine proteinogene Alpha-Aminosäure dar, die in ihrem Molekül gleich vier Stickstoffatome enthält. Dieser Stickstoffreichtum führt auch dazu, dass L-Arginin im menschlichen Organismus eine bedeutende Rolle spielt. Die Wirkungsweise dieser Aminosäure wird maßgeblich über die Ausbildung von Stickstoff-Phosphorverbindungen vermittelt.
Wie wirkt L-Arginin im Organismus?
- L-Arginin dient als Vorstufe für NO (Stickstoffmonoxid).
- Studien zeigen, dass L-Arginin die Freisetzung von Insulin fördert.
- Es wirkt als Antioxidans.
- L-Arginin unterstützt das Immunsystem.
NO (Stickstoffmonoxid) ist der kleinste Botenstoff des Körpers. Es diffundiert in die Muskelschicht der Blutgefäße und führt dabei zu einer Gefäßerweiterung. Der Gefäßtonus lässt nach und die glatte Muskulatur erschlafft. Über diesen Weg ermöglicht L-Arginin die signifikante Senkung von hohem Blutdruck. Gleichzeitig hemmt NO auch die Thrombozytenaggregation (Zusammenballung der Thrombozyten), was unter anderem zur Verringerung der Gefahr von Schlaganfällen führt. Erhöhte Konzentrationen von NO wirken auch der Entstehung von Arteriosklerose entgegen (1). Außerdem besitzt NO einen positiven Einfluss bei einer bestehenden erektilen Dysfunktion.
Erhöhter Bedarf an L-Arginin
Der Bedarf an L-Arginin ist in der Wachstumsphase von Kindern und Jugendlichen, bei Stress oder bei bestimmten Erkrankungen wie Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder einer erektilen Dysfunktion erhöht. Auch nach Verletzungen und Unfällen sowie im Alter benötigt der Organismus höhere Konzentrationen an L-Arginin (2).
Teilweise wird L-Arginin auch als Supplement in Arzneimitteln bei bestimmten Erkrankungen verordnet. Zusätzliche Aufnahme bei gesunden Menschen zum Muskelaufbau oder Verbesserung der erektilen Funktion ist nicht notwendig. Die Nahrung sollte viel L-Arginin enthalten. Dazu bieten die Chia Samen eine wertvolle Unterstützung.
L-Glutaminsäure
L-Glutaminsäure ist ein wichtiger Neurotransmitter, der auch als L-Glutamat bekannt ist. Somit besitzt L-Glutaminsäure eine große Bedeutung für den Hirnstoffwechsel. Sie stellt eine nicht essenzielle Aminosäure dar, die auch aus anderen Aminosäuren gebildet werden kann. L-Glutaminsäure ist außerdem eng mit L-Glutamin verwandt und kann nur zusammen mit dieser Aminosäure betrachtet werden.
L-Glutaminsäure wird sehr leicht in die Aminosäure L-Glutamin unter Aufnahme eines Ammoniakmoleküls umgewandelt. Damit spielt sie für die Entgiftung von Blut und Gewebe eine große Rolle. Ammoniak entsteht im Körper ständig durch den Abbau von Proteinen und Aminosäuren. Wenn sich jedoch Ammoniak im Blut anreichert, kommt es zu schweren komatösen Zuständen bis hin zum Tod. Das bei der Umwandlung von L-Glutaminsäure durch Ammoniakaufnahme entstehende L-Glutamin besitzt ebenfalls wichtige Funktionen im Organismus.
Die Muskelzellen benötigen viel L-Glutamin zum Aufbau von Muskelprotein. So sorgt L-Glutamin für die Wasseraufnahme in den Muskelzellen. Diese Wassereinlagerung dient als Signal für die Vermehrung der Muskelzellen durch Zellteilung und damit zum Aufbau des Muskelgewebes. Bei schweren Krankheitszuständen, die mit einem hochgradigen Verlust von Muskelmasse verbunden sind (Verbrennungen, Verletzungen, Traumen, schwere Entzündungen), ist der Bedarf an L-Glutamin daher stark erhöht.
L-Glutaminsäure und L-Glutamin dienen als Vorläufersubstanzen für die Bildung von Gamma-Aminobuttersäure (GABA) (3). Dabei handelt es sich um einen Neurotransmitter, der eine beruhigende Wirkung besitzt.
Des Weiteren ist L-Glutamin für die Freisetzung von Energie in den Zellen verantwortlich. Es fördert die Bildung von Genbausteinen. Daher wird es dringend gebraucht in Zellen, die sich ständig teilen und erneuern müssen (beispielsweise Darmschleimhautzellen, weiße Blutkörperchen u. a.) (4). Außerdem ist L-Glutamin ein Ausgangsstoff für die Bildung des lebenswichtigen Antioxidans Glutathion in der Leber.
Der Bedarf an L-Glutaminsäure und L-Glutamin ist bei Leistungssport, schwerer körperlicher Arbeit, schweren Erkrankungen und Traumen (Verletzungen, Operationen), Magengeschwüren, Magenschleimhautentzündungen, psychischem Stress oder erhöhtem Alkoholkonsum erhöht. Normalerweise kommt aber ein Mangel an beiden Aminosäuren bei ausgewogener Ernährung nicht vor. Auch eine Überdosierung ist ebenfalls nicht möglich. In Chia Samen ist die Aminosäure L-Glutaminsäure reichhaltig vorhanden.
L-Lysin
L-Lysin stellt eine essenzielle Aminosäure dar. Sie kann vom Körper nicht selber hergestellt werden und muss daher immer mit der Nahrung zugeführt werden. Daher kann es bei einseitiger Ernährung auch zu einem Mangel an L-Lysin kommen.
Welche Funktionen erfüllt L-Lysin im Organismus?
Wie alle anderen proteinogenen Alpha-Aminosäuren ist L-Lysin natürlich am Aufbau der Proteine beteiligt. So ist es in Hormonen, Enzymen, Transportproteinen, Antikörpern und vielen anderen Eiweißverbindungen enthalten. Eine besondere Bedeutung besitzt L-Lysin jedoch für den Aufbau von Strukturproteinen wie Kollagen und Bindegewebe. Dort wird es chemisch zu L-Hydroxylysin modifiziert, indem innerhalb der Seitenkette eine Hydroxylgruppe eingebaut wird (5). Mithilfe dieser Hydroxylgruppe wird L-Hydroxylysin in die Lage versetzt, die einzelnen Proteinketten miteinander zu vernetzen, um die Festigkeit und Stabilität des Bindegewebes zu gewährleisten.
Des Weiteren befindet sich L-Lysin auch in den Proteinen, die von der Erbsubstanz umwickelt wird. Dort wird es ebenfalls häufig chemisch modifiziert durch die Anbindung von Methylgruppen. Die Methylierungen bestimmen, welche Gene in den einzelnen Zellen aktiv sind und welche nicht. Dadurch kommt unter anderem die Differenzierung des Organismus in einzelne Organe mit unterschiedlichen Funktionen zustande.
Des Weiteren entsteht aus L-Lysin im Körper L-Carnitin, welches eine Schlüsselfunktion bei der Energiegewinnung und der Fettverbrennung spielt.
L-Lysin hemmt auch die Aufnahme von L-Arginin in die Zelle. Das frei im Plasma zurückbleibende L-Arginin kann dann bei Bedarf sehr schnell in NO umgewandelt werden.
L-Lysin unterstützt auch die Aufnahme von Kalzium in die Zähne und Knochen und beugt so auch einer Osteoporose vor.
Des Weiteren verringert L-Lysin möglicherweise auch die Gefahr einer Arteriosklerose, indem es die Anheftung von Lipoprotein-Plaques an die Gefäßwände der Arterien verhindert.
Bei einem Mangel an L-Lysin kommt es oft verstärkt zu Infektionen, Haarausfall und Wachstumsstörungen. Der Verzehr von Chia Samen kann diese Mangelerscheinungen verhindern.
L-Tryptophan
L-Tryptophan ist eine sehr interessante Aminosäure, die maßgeblich für gute Laune sorgt. Denn L-Tryptophan ist die Vorstufe für das „Glückshormon“ Serotonin. Auch die Bildung des „Schlafhormons“ Melatonin wäre ohne L-Tryptophan nicht möglich. Zusätzlich ist L-Tryptophan auch das Provitamin für die Synthese von Nikotinsäure.
L-Tryptophan ist außerdem eine essenzielle Aminosäure, weil der menschliche Organismus nicht in der Lage ist, diese selber herzustellen. Daher ist der Mensch auf die Zufuhr dieser Aminosäure über die Nahrung angewiesen. So wurde festgestellt, dass der Tagesbedarf für gesunde Erwachsene bei ca. 3,5 bis 6 mg liegt. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass der individuelle Bedarf an L-Tryptophan sehr unterschiedlich ist.
Welche Funktionen erfüllt L-Tryptophan im menschlichen Organismus?
Wie bereit erwähnt, besitzt L-Tryptophan folgende Funktionen:
- Es ist die Vorstufe für die Bildung von Serotonin.
- Es stellt ebenfalls die Vorstufe für die Bildung von Melatonin dar.
- Es unterstützt als Provitamin die Synthese von Nikotinsäure.
Was bewirken Serotonin, Melatonin und Nikotinsäure?
Serotonin ist das sogenannte Glückshormon. Bei einem Mangel an Serotonin kommt es zu Depressionen. Es ist verantwortlich für die Reizweiterleitungen im Nervensystem (6). Wenn diese nicht mehr richtig funktionieren, wird der Mensch depressiv und apathisch. Bei einem Mangel an L-Tryptophan wird auch weniger Serotonin im Körper hergestellt. Daher sollte bei der Ernährung auch auf eine ausreichende Zufuhr von L-Tryptophan geachtet werden. Chia Samen besitzen in ihren Proteinen sehr viel von dieser Aminosäure, sodass auch ein Mangel ausgeglichen werden kann.
Daher können Chia Samen auch bei einem gesunden Menschen dazu dienen, depressiven Phasen vorzubeugen.Melatonin ist das sogenannte „Schlafhormon“. Besteht ein Melatoninmangel, kommt es zu Schlafstörungen. Dieses Hormon wird bei Dunkelheit in der Zirbeldrüse gebildet und sorgt für einen gesunden Schlaf (6). Neben vielen Ursachen kann ein Mangel an L-Tryptophan auch zu einem Mangel an Melatonin führen. Somit können Chia Samen auch zu einem gesunden Schlaf beitragen.
Nikotinsäure, auch Niacin oder Vitamin B3 genannt, ist Bestandteil der Coenzyme NADP und NAD+. Beide Coenzyme sind an allen Stoffwechselprozessen im Organismus beteiligt. Sie steuern alle Redoxreaktionen mit Wasserstoffübertragung, den Abbau von Glucose zur Energiegewinnung, alle Abbaureaktionen von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten und weitere wichtige Reaktionen (6). Fehlt Vitamin B3, können Hautveränderungen, Durchfall, Entzündungen der Schleimhäute von Magen und Darm sowie Mund oder Depressionen auftreten. Diese Erkrankung ist bekannt als Pellagra und tritt bei Mangelernährung auf, die auf einer zu geringen Zufuhr von L-Tryptophan beruht. Bei einer Ernährung mit Chia Samen wird der Organismus immer ausreichend mit L-Tryptophan und damit auch mit Vitamin B3 versorgt.
L-Threonin
L-Threonin stellt wieder eine essenzielle Aminosäure dar, die unbedingt mit der Nahrung zugeführt werden muss. Erhält der menschliche Organismus zu wenig L-Threonin, kann es zu verschiedenen Mangelerscheinungen wie Müdigkeit, Gewichtsverlust, Fettleber, Appetitlosigkeit oder verzögerte Knochenentwicklung kommen. L-Threonin wirkt allerdings nur zusammen mit Vitamin B3, Vitamin B6 und Magnesium effektiv.
Warum kommt es zu gesundheitlichen Problemen bei einem L-Threonin-Mangel?
L-Threonin ist Bestandteil vieler lebenswichtiger Proteine wie Kollagen, Muzine oder Antikörper (7).
Kollagen ist für den Aufbau des Bindegewebes, der Knochen, der Zähne sowie der Sehnen und Bänder verantwortlich. Fehlt L-Threonin, kommt es unter anderem zur Störung bei der Bildung von Knochen und anderer Organe.
Muzine sind Proteine des Schleims in den Schleimhäuten. Im Magen sorgen sie beispielsweise für die Säurefestigkeit der Magenschleimhaut.
Auch in den Antikörpern ist viel L-Threonin enthalten. Bei einem Mangel an L-Threonin können die Abwehrkräfte des Körpers dadurch geschwächt werden.
Bei starker körperlicher Belastung unterstützt L-Threonin den Körper bei der Energiegewinnung. Außerdem trägt es zur Bildung vieler Hormone und Enzyme bei.
Allerdings sind bis heute noch nicht alle Funktionen von L-Threonin genau erforscht.
Es hat sich leider herausgestellt, dass die heutigen Getreidesorten mit Ausnahme von Mais zu wenig L-Threonin enthalten. Zumindest bei der Fütterung der Nutztiere muss daher häufig L-Threonin im Futter zugesetzt werden. Veganer könnten daher ebenfalls mit L-Threonin unterversorgt sein. Eine zusätzliche gute pflanzliche Quelle von L-Threonin stellen daher die Chia Samen dar.
L-Phenylalanin
Auch L-Phenylalanin ist eine essenzielle Aminosäure. Sie kann vom menschlichen Körper also nicht selber synthetisiert werden. Daher ist der Mensch auf eine Zufuhr über die Nahrung angewiesen.
Welche Funktionen besitzt L-Phenylalanin?
L-Phenylalanin wird im menschlichen Organismus zu L-Tyrosin umgewandelt. L-Tyrosin ist ebenfalls eine proteinogene Aminosäure, die immer im Zusammenhang mit L-Phenylalanin betrachtet werden muss. Sie wird zwar auch mit der Nahrung zugeführt, aber manchmal reicht diese Quelle nicht aus, sodass der Körper auf L-Phenylalanin zurückgreifen muss.
Beide Aminosäuren tragen zur Bildung wichtiger körpereigener Substanzen bei. Dazu zählen unter anderem Insulin, Melanin, das Schilddrüsenhormon Thyroxin oder die Neurotransmitter Adrenalin, Noradrenalin, Tyramin, Serotonin und Dopamin. Dadurch haben beide Aminosäuren weitgehenden Einfluss auf körperliche Prozesse wie die Regulierung des Blutzuckers, den Energiestoffwechsel oder die Gehirnfunktion.
Insulin reguliert den Blutzuckerspiegel.
Melanin ist das Pigment, welches für die Pigmentierung der Haut verantwortlich ist.
Das Schilddrüsenhormon Thyroxin ist verantwortlich für den Energiestoffwechsel. Es fördert die Energiegewinnung aus den Nahrungsbestandteilen Kohlenhydrate, Fette und Proteinen.
Adrenalin und Noradrenalin werden bei Stresszuständen ausgeschüttet, um den Organismus schnell mit Energie zu versorgen.
Die Neurotransmitter Serotonin, Dopamin oder Tyramin haben anregende Wirkung. Sie können die Gedächtnisleistung anregen und gleichzeitig den Appetit zügeln.
Was passiert bei einem Mangel an L-Phenylalanin und L-Tyrosin?
Ein Mangel an beiden Aminosäuren führt unter anderem zu Depressionen, Reizbarkeit oder Müdigkeit. Langfristig können neurologische Schäden auftreten.
Gibt es auch eine Überdosierung von L-Phenylalanin?
Leider gibt es eine angeborene Erkrankung (Phenylketonurie), die mit einem Überschuss an L-Phenylalanin verbunden ist. Hier fehlt das Enzym, welches L-Phenylalanin in L-Tyrosin umwandeln kann. Bei Phenylketonurie reichert sich L-Phenylalanin im Blut an und verursacht schwerwiegende Hirnschäden. Personen mit Phenylketonurie müssen sich das ganze Leben an eine Diät halten, die arm an L-Phenylalanin ist (8). L-Phenylalanin ist aber trotzdem in geringen Mengen notwendig, weil es zum Aufbau wichtiger Proteine benötigt wird. L-Tyrosin muss allerdings dann ausreichend mit der Nahrung zugeführt werden, um eventuelle Mangelzustände zu verhindern.
Der Bedarf von L-Phenylalanin beträgt bei einem gesunden Erwachsenen ca. 14 mg/kg Körpergewicht (9). Dieser Bedarf kann durch den zusätzlichen Verzehr von Chia Samen gedeckt werden. Leider ist für Personen mit der erblich bedingten Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie der Verzehr von Chia Samen nicht geeignet, da die Betroffenen eine spezielle Diät benötigen, die L-Phenylalanin arm ist.
Leucin, Isoleucin, Valin
Leucin, Isoleucin und Valin müssen immer gemeinsam betrachtet werden. Es handelt sich um verzweigtkettige proteinogene Alpha-Aminosäuren, die alle ebenfalls nur in ihrer L-Form in die Proteine eingebaut werden können. Alle drei Aminosäuren sind für den menschlichen Organismus essenziell. Das heißt, sie können nicht vom Körper selber hergestellt werden. Als verzweigtkettige Aminosäuren werden sie auch als BCAA (Branched-Chain Amino Acids) bezeichnet (10),(11). Sie kommen gemeinsam vor und spielen hauptsächlich für den Muskelaufbau eine große Rolle. Selbstverständlich sind sie auch Bestandteil anderer Proteine.
Welche Funktionen üben die BCAA´s aus?
Leucin, Isoleucin und Valin dienen besonders in den Muskeln als wichtige Energiequelle. Sie sorgen für den Erhalt der Muskulatur und fördern bei körperlichem Stress die Bildung und den Einbau neuer Proteine. Alle BCAA´s werden im Gegensatz zu den anderen Aminosäuren nicht in der Leber, sondern ausschließlich in der Muskulatur verstoffwechselt. Von den Muskelzellen werden sie außerdem als wichtige Energiequelle genutzt. Des Weiteren schützen sie die Glykogenspeicher in der Muskulatur.
Bei Verletzungen, Traumen, schweren Krankheiten oder Operationen kommt es im Organismus zum verstärkten Abbau von körpereigenem Eiweiß. Die BCAA´s bremsen jedoch diesen Abbau. Zusätzlich fördern sie die Synthese von Proteinen.
Wie hoch ist der tägliche Bedarf an BCAA´s?
Der tägliche Bedarf an BCAA´s liegt bei:
– 1,1 bis 2,3 Gramm für L-Leucin
– 0,7 bis 1,4 Gramm für L-Isoleucin und
– 0,8 bis 1,6 Gramm für L-Valin.
Einen Mehrbedarf können Personen mit erhöhtem körperlichen Stress und bestimmten Erkrankungen haben, die mit einem niedrigen BCAA-Spiegel einhergehen.
Was passiert bei einem Mangel an BCAA´s?
Bei einem Mangel an Leucin, Isoleucin und Valin werden Muskeln und körpereigenes Protein bei körperlichem Stress schneller abgebaut. Die Proteinsynthese ist gestört. Verletzungen und schwere Erkrankungen heilen nicht oder sehr viel langsamer aus. Daher ist unter den Bedingungen zusätzlicher körperlicher Anstrengungen eine zusätzliche Zufuhr dieser drei Aminosäuren notwendig. Bei einer Ernährung mit Chia Samen wird der menschliche Organismus immer ausreichend mit Leucin, Isoleucin und Valin versorgt.
Lediglich bei der sehr selten auftretenden erblich bedingten Stoffwechselstörung „Ahornsirupkrankheit“ dürfen nicht zu viele BCAA´s aufgenommen werden, weil hier ein Enzym fehlt, welches diese Aminosäuren abbaut. Der Urin riecht nach Karamell und es drohen Hirnschäden. Betroffene Personen müssen eine lebenslange Diät einhalten, die arm an diesen drei Aminosäuren ist. Eine Ernährung mit Chia Samen ist für die Betroffenen daher leider nicht geeignet.
L-Methionin
L-Methionin ist eine schwefelhaltige essenzielle Aminosäure, die nicht vom menschlichen Körper selber synthetisiert werden kann. Sie muss also immer mit der Nahrung zugeführt werden. Die besondere Bedeutung dieser Aminosäure besteht in ihrer Fähigkeit, Methylgruppen auf andere Biomoleküle zu übertragen. Dies kann sie nur in ihrer aktiven Form als S-Adenosylmethionin (SAM), welches durch Verbindung von L-Methionin mit ATP entsteht. Des Weiteren ist L-Methionin Ausgangsstoff für die Bildung der Aminosäure Cystein, die ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der meisten Proteine ist.
Die biologische Bedeutung von L-Methionin
Wie bereits erwähnt, ist L-Methionin verantwortlich für Methylierungsreaktionen. Dabei entstehen sehr unterschiedliche und wichtige Biostoffe mit großer Bedeutung für den Organismus. Zu diesen Wirkstoffen zählen unter anderem Cholin, Adrenalin, Kreatin, Carnitin, Taurin, Histidin oder Glutathion. Auch Nukleinsäuren können methyliert werden, wobei die Genaktivität in den einzelnen Zellen beeinflusst wird (12). Eine wichtige Substanz stellt auch Glutathion dar, welche als sehr starkes Antioxidans fungiert.
L-Methionin ist außerdem der einzige Ausgangsstoff für die nicht essenzielle Aminosäure L-Cystein. L-Cystein hat großen Einfluss auf die Struktur der Proteine, weil sie die Faltung der entsprechenden Moleküle veranlasst. Es kann sogenannte Schwefelbrücken zu anderen Cysteinbausteinen innerhalb der Proteinkette bilden und somit die räumliche Ausrichtung des Eiweißmoleküls bestimmen.
Aufgrund seiner chemischen Eigenschaften übt L-Methionin folgende wichtige Funktionen aus:
- L-Methionin ist ein wichtiger Schwefellieferant für den Organismus.
- L-Methionin ist die Vorstufe von Taurin, Cystein und damit auch von Glutathion, welches sogar Strahlenschäden verhindern kann.
- L-Methionin verhindert übermäßige Fettablagerungen in der Leber.
- L-Methionin unterstützt die Leber und die Nieren bei der Regeneration.
- L-Methionin wirkt entgiftend durch Abbau von Schwermetallen und Ammoniak.
- L-Methionin wirkt antioxidativ.
- L-Methionin besitzt außerdem eine antidepressive Wirkung.
Wie hoch ist der Bedarf an L-Methionin?
Bei einem gesunden Erwachsenen schwankt der tägliche Bedarf zwischen 5 und 13 mg/kg Körpergewicht L-Methionin (13). Allerdings ist der Stoffwechsel von L-Methionin laut des amerikanischen Ökologen William J. Rea sehr häufig gestört bei verschiedenen Belastungen und Erkrankungen wie Verletzungen, Vergiftungen mit Schwermetallen, Depressionen, Allergien, Leberentzündungen bei Medikamentenmissbrauch, Harnwegsentzündungen oder bei der parkinsonschen Erkrankung (14).
Was passiert bei einem Mangel an L-Methionin?
Ein L-Methionin-Mangel kann zu bestimmten Stoffwechselerkrankungen führen wie unter anderem Leberverfettung Hautproblemen oder Haarwuchsstörungen. Außerdem treten häufig Müdigkeit, Antriebslosigkeit und depressive Verstimmungen auf. In sehr schweren Fällen können sich auch psychiatrische Erkrankungen entwickeln (14).
Chia Samen enthalten viel L-Methionin. Bei einem erhöhten Bedarf unterstützen sie damit den Organismus für eine ausreichende Versorgung mit L-Methionin.
Asparaginsäure
Asparaginsäure ist eine nicht essenzielle Aminosäure, die auch im menschlichen Organismus synthetisiert werden kann. Diese Synthese erfolgt sogar unter der Einführung einer Aminogruppe (Transaminierung) aus Verbindungen, die nicht zu den Aminosäuren gehören. So entsteht Asparaginsäure aus Oxaloxalat aus dem Zitronensäurezyklus durch Transaminierung. Asparaginsäure ist in seiner deprotonierten Form auch unter dem Namen L-Aspartat bekannt.
Allerdings wird Asparaginsäure ebenfalls durch die Proteine in der Nahrung zugeführt und bei deren Aufschluss freigesetzt. Aufgrund der Tatsache, dass die Synthese von Asparaginsäure sehr leicht erfolgt, ist ein Mangel an dieser Aminosäure jedoch sehr selten. Lediglich bei schweren Erkrankungen oder Unterernährung ist ein Asparaginsäure-Mangel möglich.
Wie alle anderen proteinogene Aminosäuren ist Asparaginsäure immer Bestandteil von Proteinen. Besonders hoch ist seine Konzentration in Samen und Keimlingen.
Die besondere Bedeutung von Asparaginsäure oder L-Aspartat liegt darin, dass sie auch wie L-Glutamat als Neurotransmitter wirksam ist. Die Wirkung ist allerdings nicht so stark wie bei L-Glutamat (15).
Des Weiteren dient Asparaginsäure als Ausgangsstoff für die Synthese der Stickstoffbasen, die für den Aufbau der Erbsubstanz notwendig sind (16).
Asparaginsäure beteiligt sich ebenfalls an der Bildung von Harnstoff aus stickstoffhaltigen Verbindungen. Damit sorgt sie auch mit für die Entgiftung des Körpers (17).
Außerdem dient Asparaginsäure als Vorstufe für Coenzym A, welches maßgeblichen Anteil am Abbau der Fettsäuren hat.
Wie bereits erwähnt, ist ein Mangel an Asparaginsäure sehr selten, weil es im Körper sehr leicht synthetisiert werden kann. Allerdings kann es ebenfalls kaum zu einem Überschuss an Asparaginsäure kommen, da sie als Ausgangsstoff für viele andere Aminosäuren dient und dadurch schnell verbraucht wird. Außerdem wird sie bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr auch schnell wieder ausgeschieden.
Chia Samen enthalten neben anderen wichtigen Aminosäuren viel Asparaginsäure, sodass ihr Bedarf durch diese ausreichend gedeckt werden kann.
Fazit
Chia Samen sind reich an hochwertigen Aminosäuren, die alle eine wichtige Rolle im Organismus spielen. Jede einzelne Aminosäure übernimmt dabei individuelle Funktionen, die nur im Zusammenspiel mit allen anderen Komponenten zum Tragen kommen. So trägt die Ernährung mit Chia Samen zu einer ausgeglichenen gesunden Ernährung bei. Neben den Aminosäuren sind die Chia Samen ebenfalls noch reichhaltig mit anderen wichtigen Biostoffen ausgestattet, die dann die gesundheitliche Gesamtwirkung dieser hochwertigen Nahrungsmittel entfalten.
Quellen:
(1) P. Fürst, H.-K. Biesalki u. a.: Ernährungsmedizin. Thieme-Verlag, Stuttgart 2004, S. 94–95.
(2) A. Ströhle, A. Hahn: Arginin bei Atherosklerose: Diätetische Maßnahmen bei Atherosklerose – Stellenwert von L-Arginin. In: Deutsche Apotheker Zeitung. Teil 1: Band 20, 2012, S. 97–102 (online, freier Volltext) und Teil 2: Band 21, S. 74–83 (online, freier Volltext).
(3) http://www.chemie.de/lexikon/Glutamins%C3%A4ure.html
(4) https://www.centrosan.com/Wissen/Naehrstoff-Lexikon/Aminosaeuren/bedingte_und_nicht_essentielle_Aminosaeuren/Glutamin-und-die-Glutaminsaeure.php
(5) https://www.naturheilzentrum-nuernberg.de/lexikon/l/lysin.html
(6) https://www.brain-effect.com/magazin/aminosaeure-l-tryptophan
(7) https://www.naturheilzentrum-nuernberg.de/lexikon/t/threonin.html
(8) https://www.apotheken-umschau.de/Phenylketonurie
(9) P. B. Pencharz, J. W. Hsu, R. O. Ball: Aromatic amino acid requirements in healthy human subjects. In: J. Nutr. 137(6 Suppl 1); June 2007, S. 1576S–1578S, PMID 17513429.
(10) Hilmar Buchardi et al. (Hrsg.): Die Intensivmedizin. 9. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2004, ISBN 978-3-540-00882-8, S. 240 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – „Keiner anderen Gruppe von Aminosäuren ist in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit gewidmet worden wie den verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leuzin und Isoleuzin.“).
(11) http://www.ernaehrungs-lexikon.ch/aminosaeuren/bcaa-wirkung.html
(12) Kirschler, Julia Nina: Einfluss des Kofaktors NAD+/NADH auf die cAMP-Bindung an der S-Adenosyl-L-Homocystein-Hydrolase. Dissertation, Universität Tübingen, 2006.
(13) N. K. Fukagawa: Sparing of methionine requirements: evaluation of human data takes sulfur amino acids beyond protein. In: J. Nutr. 136(6 Suppl); June 2006: S. 1676S–1681S
(14) https://www.centrosan.com/Wissen/Naehrstoff-Lexikon/Aminosaeuren/essentielle-Aminosaeuren/Methionin.php
(15) Forth W. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie; Urban und Fischer 2001; S. 122
(16) Bannwarth H. et al.: Nucleotide und Nucleinsäuren; Basiswissen Physik, Chemie und Biochemie; Springer-Verlag; 2007
(17) Kreutzig T.: Kurzlehrbuch Biochemie; Urban & Fischer Verlag; 12. Aufl.; 2006